Oh Daisy!
Infiziert wurde ich bereits mit 5 Jahren – als ich feststellte, dass ein
Frühstücksei nur aus einem lila Daisyeierbecher schmeckt. Und diesen gab es
leider immer nur in den Sommerferien in unserem Haus. Dort stand er neben einer
Butterdose und zwei Zuckerdosen. Mehr gab es nicht von Lilienporzellan. Man kann
sich also vorstellen, dass die lila Eierbecher Abstinenz die sich über die
restlichen zehn Monate erstreckte – fast schon in Entzugserscheinungen
ausartete.
Mit achtzehn Jahren war ich endgültig mit dem Daisyvirus infiziert – und
begannen meine systematischen Beutezüge auf Flohmärkten und in
Altwarengeschäften – immer auf der Suche nach Daisy. Eine zartgelbe Mokkatasse
und die kleinste Kaffeekanne konnten mich genauso in Entzücken versetzen wie ein
rosa Suppenteller.
Mit der Zeit wurde die Konkurrenz auf den Flohmärkten immer größer und ich zum
Frühaufsteher um potientiellen Daisykäufern zuvor zu kommen.
Irgendwann habe ich festgestellt, dass die stundenlangen Beutezüge unergiebig
und die Preise langsam untragbar geworden sind.
Trotzdem vergeht kein Tag, an dem ich beim Öffnen meiner völlig überquellenden
Daisyschränke – welche Farbe wird es heute zum Frühstück sein oder das Entsetzen
wenn ich feststellen muss, dass trotz größter Sorgfalt eines meiner geliebten
Daisystücke einen Pecker oder Sprung bekommen hat – als eingefleischte
„Daisyanerin“ jedes Mal von neuem infiziert werde.
So gesehen gehört der 18.12.2005 als die Formen und der Ausschuss des Daisy
Gewürzsets zerstört wurden, zu den schwärzesten Daisytagen meiner Sammlerzeit.
Lang lebe der Daisyvirus – wenn infiziert dann auch lebenslänglich!!
A.J.